Issue 78/2014
Soziale Synchronisierung – Das Gemeintschechische in Teorie Velkého Tresku.
Katrin Nagovnak
Die obecná ceština – das sogenannte Gemeintschechische – ist seit der Kodifizierung der Standardsprache die wichtigste territoriale Sprachvarietät des Tschechischen. Wissenschaftlich umstritten, ist sie heute Hauptmotor für die Weiterentwicklung der Hochsprache und hat diese in der informellen Alltagskommunikation bereits großflächig abgelöst. So empfinden viele Tschechen den Gebrauch der Schriftsprache in nachgestellten Alltagssituationen (z. B. in Film und Theater) als unnatürlich. Bei der Synchronisation von fremdsprachigen Film- und Fernsehproduktionen ist dieses Problem besonders markant, da eine Wahl zwischen vorgeschriebener Standardsprache und authentischerem Non-Standard getroffen werden muss. Anhand der Synchronisierung von The Big Bang Theory wird gezeigt, in welchem Ausmaß das Gemeintschechische in der heutigen Translation berücksichtigt wird, um bestimmte Gesprächssituationen für das Publikum natürlicher wirken zu lassen (z. B. besondere Emotionalität, Streitszenen, Sarkasmus, etc.). Analysiert werden anhand von ausgewählten Szenen alle Ebenen des Diskurses (Phonologie/Phonetik, Morphologie, Lexik). Zuvor wird eine kurze Einführung zur Rolle und den wichtigsten Merkmalen des Gemeintschechischen gegeben.
Studien zur Syntax der satzselegierenden Präpositionen im Deutschen und anderen westgermanischen Sprachen.
Isabella Greisinger
Im Neuhochdeutschen findet sich ein Widerspruch zwischen dem syntaktischen Verhalten der nebensatzeinleitenden Elemente um und ohne/(an)statt: Nur um kann keinen dass-Satz mehr zu sich nehmen. Der Verlust der dass-Komplementierung basiert auf der kategorialen Reanalyse von um im Spätneuhochdeutschen des 19.Jhs., infolge derer um seinen präpositionalen Status verliert und zum Komplementierer wird: [PP umP° [CP … zu V] ? [CP umC° [PRO … zu V]]. Jedoch treten nicht nur innerhalb des Deutschen, sondern auch zwischen dem Deutschen und dem Niederländischen und Belfast-Englischen Unterschiede bei der Regrammatikalisierung der satzselegierenden Präpositionen auf: Komparative Betrachtungen der Präpositionalinfinitivkonstruktionen um … zu, om … te und for to geben zu erkennen, dass sich um auf einer anderen Grammatikalisierungsstufe befindet als om und for. Zudem weist das standardenglische for … to bei seiner Regrammatikalisierung Abweichungen vom Niederländischen und Belfast-Englischen auf. Signifikant an diesen Ergebnissen ist, dass die satzselegierenden Präpositionen unterschiedliche Grammatikalisierungsstufen ausweisen, obwohl sie alle der funktionalen Kategorie Komplementierer angehören.
Confirming assumptions made by the framework of Role and Reference Grammar through the analysis of Lakota and Cheyenne data.
Avelino Corral Esteban
This paper has as its specific objective an attempt to put to the test two important assumptions made by the Role and Reference Grammar framework (henceforth, RRG) (Van Valin, 1993, 2005; Van Valin & LaPolla, 1997) by analysing the evidence provided by two Native American languages, namely Lakota and Cheyenne. These two assumptions, which are concerned with argument encoding and nexus relations, will be supported by evidence provided by the aforementioned languages, which belong to two different linguistic families, namely Siouan and Algonquian, and consequently exhibit very distinctive morpho-syntactic properties. Furthermore, both languages differ greatly from English, hence the findings obtained in this paper will serve to verify the typological orientation of this theoretical framework and its representational flexibility since it is able to represent comparable structures in different languages. Thus, the general purpose of this paper is to check the validity of RRG as one of the most important theoretical frameworks in relation to the analysis of languages, however disparate.
„zusammenfassend kann festgehalten werden“: Zur Äquivalenz phrasaler Konstruktionen in der deutschen und englischen Wissenschaftssprache aus funktionaler Perspektive.
Markus Rheindorf
Phrasale Konstruktionen und feste Fügungen gehören zu den markantesten Charakteristika der deutschen Wissenschaftssprache. In Form von Fügungen wie „zusammenfassend kann festgehalten werden“ fällt dies zusammen mit zwei weiteren häufig untersuchten Elementen: Modalität in hedged performatives und Figurativität in der Allgemeinen Wissenschaftssprache. Während diese Elemente für sich sowohl in der deutschen als auch der englischen Wissenschaftssprache bereits ausführlich untersucht wurden, stehen Untersuchungen zu Fragen der Äquivalenz dieser besonderen Fügungen bisher aus. Der vorliegende Beitrag liefert zunächst eine korpuslinguistische Bestimmung des beispielhaft gewählten Ausgangspunktes dieser Überlegungen, Varianten von hedged performatives mit „festhalten“, und legt anschließend dar, wie eine funktionale Perspektive für die Bestimmung von Äquivalenzen genutzt werden kann.